Ein „grober Verstoß gegen das nationalsozialistische Volksempfinden“
Mit dem Siegeszug der Nationalsozialisten nahmen die städtischen Behörden das Kinderhospital in den Blick.
Der bestehende Stiftungsausschuss, dem auch ein Mitglied der Familie von Oppenheim angehörte und der über die Belange des Kinderhospitals entschied, wurde 1935 aufgelöst.
Die städtischen Behörden rissen die Zuständigkeit an sich. 1937 tilgten die neuen Entscheidungsträger den Namen „Freiherr von Oppemheimsches Kinderhospital“.
Der Name wurde mit Genehmigung des linientreuen Regierungspräsidenten Eggert Reeder in „Städtisches Kinderhospital“ geändert. Die Begründung lautete, die Stifterin sei „nicht arisch“ gewesen. Nichts sollte an die jüdische Wohltäterin erinnern.
Ab 1940 wandten sich die Behörden erneut dem Hospital zu. Der Gesundheitsdezernent Carl Coerper schlug vor sich auf einen Beschluss zu berufen, der die Aufnahme von „Nichtariern“ in städtischen Krankenanstalten verbot.
1941 erklärte die Rechtsabteilung der Stadtverwaltung:„Dementsprechend sind Kinder, die der jüdischen Rasse angehören, ohne weiteres vom Genuss der Stiftung ausgeschlossen.“
Nachdem Grundlage und Zweck der überkonfessionellen Oppenheimschen Stiftung schrittweise ausgehöhlt waren, war ihre „Arisierung“ durch städtische Behörden Anfang 1941 abgeschlossen. Die Zielsetzung der Stifterin war ad absurdum geführt.
Zerstörung und letzte Spuren
Im Juni 1943 wurden bei einem schweren und langanhaltenden Bombenangriff auf die Kölner Südstadt das Kinderkrankenhaus und die Nebengebäude zerstört.
Nur ein Gebäude blieb erhalten, das 1909 errichtete Isolierhaus – das heutige Musikhaus Süd.
Auf dem Stadtplan von 1960 sind immer noch das Haupthaus und das Wirtschaftsgebäude als „Kd. Hosp.“ verzeichnet. Dabei waren die Trümmer des Hospitals längst beseitigt worden. Die Fläche zwischen Buschgasse und Annostraße blieb zunächst unbebaut.
Später verkaufte die Stadt einen Teil des Grundstücks. Es entstanden ein Kindergarten und ein Seniorenheim. Der größere Teil beherbergt bis heute einen Kinderspielplatz.
Zur Entstehung des Musikhauses
Das einzige erhalten gebliebene Gebäude nutzte die Stadt für das Grünflächenamt. Nach dessen Auszug in den 1970er Jahren, stand das es lange Jahre leer.
Dann diente es mehr als zwei Jahrzehnte bis 2009 als Jugendzentrum der AWO. In katastrophalem Zustand und von Schwarzschimmel durchsetzt übernahm es 2017 eine Initiative zur Errichtung des Musikhaus Süd.
Auf das Oppenheimsche Kinderhospital – einst so wichtig für die medizinische Versorgung im Kölner Süden – findet sich kein Hinweis mehr.
Eine Initiative unseres Vereins Musikhaus Süd e.V. machte sich 2021 auf die Spurensuche. Zahlreiche Dokumente und Fotos konnten wir seither in Archiven in Köln und im Umland aufspüren.
Im September 2022 ließ eine öffentliche Veranstaltung die Geschichte des Musikhauses und des Geländes zwischen Buschgasse und Annostraße wieder aufleben. Diese Informationen möchten wir nun umfassend zugänglich machen.